Redebeitrag 03.11.2018

Vor zwei Monaten lief das so genannte BürgerInnenbündnis „Heimatliebe Brandenburg“ das erste Mal durch Eberswalde. Im August wurde es versäumt dem deutschen Mob zu zeigen, was wir von rechtsnationaler Träumerei und schlechten „Merkel muss weg“-Brülleinlagen halten. Dies gilt es heute zu ändern. Nicht nur, um dem Bündnis aus Ultrakonservativen, Rechtsnationalen und Neonazis die Lust zu nehmen. Sondern auch weil wir wissen, wie solche Ereignisse bisher geendet haben. Nicht nur mit der industriellen Vernichtung von Millionen Menschen, sondern auch einer deutschen Niederlage. Eine Niederlage die angeblich so schlimm war, dass Oma, Opa und Hans-Peter auch heute noch vom Schrecken in Dresden faseln.

Unter den RednerInnen der Demonstration im August war Christoph Berndt von Zukunft Heimat. Zukunft Heimat ist ein Verein, der seit 2015, zuerst im Spreewaldraum, mittlerweile auch in Cottbus oder Köthen, für eine Demonstrations- und Kulturwelt rechts der Mitte sorgt. Mit Kundgebungen und Demonstrationen aber auch vermeintlich unverfänglichen Events wie einem Erntedankfest stellt er sich breit auf. Der Verein hat nicht nur eine ideologische und personelle Nähe zum Pegida- und AfD-Milieu, sondern auch enge Kontakte zur Identitären Bewegung und dem Verein „Ein Prozent“. „Ein Prozent“ ist ein Verein um den rechten Publizisten Götz Kubitschek welcher Gelder aquiriert und so beispielsweise ein rechtes Wohn- und Arbeitsprojekt in Halle ermöglichte.

Ebenfalls als Redner dabei war Lars Günther. Ursprünglich kommt er aus dem Oderbruch, ist nach eigenen Angaben dort aufgewachsen und zur Schule gegangen. Er hat lange Zeit in Berlin gelebt, wo er sich stramm rechts politisierte. Er übernahm 2014 die Organisation und Anmeldung der „Friedensmahnwachen“ in Berlin. Die zur Zeit der „Ukraine-Krise“ regelmäßig stattfindenden Mahnwachen waren ein Sammelbecken für VerschwörungstheoretikerInnen und Neonazis. Vereinigt hat sich ihr Antiamerikanismus sowie ihr antisemitisch konnotiertes Denken. Immer wieder gab es Reden über fremde Mächte, die die Welt steuern, der vermeintlich unsouveränen „BRD-GmbH“ oder „Chemtrails“.
Spätestens dort knüpfte Günther Kontakte und Freundschaften zu Sebastian Schmidtke (NPD Berlin) und Jürgen Elsässer. Günther und Elsässer sind immer wieder gemeinsam auf Fotos zu sehen, stets in freundschaftlicher Pose. Darüber hinaus dient Günthers Facebook-Seite als Reproduktionsmedium für alle möglichen Inhalte des rechten „Compact-Magazins“. Auch sind sämtliche von Günther organisierten Veranstaltungen mit „Compact“-Postern bestückt. Eine Zusammenarbeit findet aber auch auf anderer Ebene statt: Günther schreibt mindestens Online-Artikel für das „Compact-Magazin“, z.B. über die richtige Anmeldung und Organisation von Demonstrationen.
Mit der Organisation von Kundgebungen ist er bestens vertraut: immer wieder trat er in dieser Funktion in Berlin auf, zuletzt bei der rechten Frauendemo im Februar diesen Jahres. Seit 2015 hat er sein Hauptagitationsfeld jedoch wieder nach Ostbrandenburg verlagert.
Im Herbst 2015 organisierte er zusammen mit Robert Gebhardt, der im Kreisverband die Rechte organisiert ist, Kreistagsabgeordneter und Kader der „Kameradschaft Märkisch-Oder-Barnim“ – KMOB ist, drei Kundgebungen in Bad Freienwalde und Wriezen. Unter dem Motto „Ostbrandenburg erwacht“ kamen am 31. Oktober 2015 270 Menschen in Bad Freienwalde zusammen. Diese Kundgebungen bildet einen Anlaufpunkt für Rechte aller couleur aus der Region: Neonazis aus der Kameradschaftsszene und dem Rechtsrock, Identitäre und „besorgte Bürger“.
Charakteristisch ist das Überparteiliche: Günther (AfD) hielt neben RednerInnen der NPD eine Rede. Die Ordnerstruktur übernahmen Nazis aus dem Umfeld der verbotenen Berliner Kameradschaft „Frontbann 24“.
Die Inszenierung als Viele, die alle das selbe wollen, und die Bündelung der Kräfte sind Günthers Ziel. Zuletzt versuchte er dies am 26. August in Eberswalde mit einer Kundgebung. Auch hier sammelten sich sämtliche Rechte. Mitorganisator war hier einer der führenden Köpfe der Identitären-Bewegung Berlin-Brandenburg Jannik Brämer.
Jannik Brämer, der als Kopf der Identitären Bewegung Berlin-Brandenburg (IBBB) gilt, betätigt sich Neben seinem Studium als Schatzmeister der „Jungen Alternative“. Neben seiner Tätigkeit für die rechtskonservative AfD ist er in einer weiteren Gruppierung aktiv, die im Habitus und Auftreten der „Jungen Alternative“ nicht so fremd ist und auch zu anderen (rechten) Gruppen Parallelen aufweist: Die „Identitären Bewegung“ (IB). Obwohl es offiziell eine Unvereinbarkeitserklärung zwischen der AfD bzw. ihrer Jugendorganisation mit der IB gibt und immer wieder entsprechende Statements von der Parteiführung veröffentlicht werden, zeigt der Fall Jannik Brämer, dass diese lediglich Lippenbekenntnisse sind.
Als einer der aktivsten Gruppen der IB Deutschland gilt der Ableger in Berlin-Brandenburg. Öffentlich vertreten wird sie durch den 25-jährigen Robert Timm, der an der TU Cottbus Architektur studiert. Neben ihm ist Jannik Brämer Kopf der Regionalgruppe. Er war an mehreren öffentlichkeitswirksamen Aktionen der „Identitären Bewegung Berlin-Brandenburg“ (IBBB) beteiligt. In der Bundesorganisation der IB Deutschland war er zuletzt auch für deren Homepage verantwortlich.
Brämer nahm auch an einigen Aktionen der IB in Berlin teil. Brämer war auch Teilnehmer mehrerer Bärgida-Demonstrationen. Er ist auf Demonstrationen stets in verantwortlicher Position aktiv, wie als Ordner und Megaphonsprecher. Bei dem gescheiterten Versuch der Besetzung des Bundesjustizministerium durch die IB am 19.05.2017 in Berlin fuhr er einen Transporter und war somit in die logistische Vorbereitung der Aktion eingebunden.
Doch auch Abseits der Demonstrationen von Heimatliebe Brandenburg geht es im Barnim alles andere als ruhig zu. So gab es alleine im Oktober: 2 „BürgerInnendialoge“ in Panketal und Ahrensfelde, 3 Infoveranstaltungen in werneuchen, Bernau und Panketal, 1 Kundgebung in Bernau und dazu Wandertage der „Schutzzone Barnim“ um Andreas Rokohl von der NPD, eine Lokaltour der Schutzzone Barnim, eine Hakenkreuz und SS-Runen Schmiererei in Oderberg und mehrfache „Sieg Heil“ Rufe im Stadtzentrum Eberswalde.

So bleibt zum Schluss nur eins zu betonen:
Schaut über den grünen Tellerrand hinaus und kommt auf die Straße.
Ein antifaschistischer Konsens ist nicht erreicht und noch lange nicht selbstverständlich.


Quellen:
https://inforiot.de/afd-in-mol/
https://inforiot.de/identitaerer-an-der-viadrina/